ISABELLA FEIMER
American apocalypse
Gedichte und Fotografien von Manfred Poor
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Limbus Verlag, 2021
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Eine Schriftstellerin bereist Amerika von Alaska bis Mexiko City, von Kalifornien bis New York. Aus Notizen entstehen Prosaminiaturen und Gedichte; vorsichtig aufgehobene Geschichtensplitter, Begegnungen als sprachliche Filmstills nehmen Gestalt an. Die Straße gibt den Rhythmus vor, Städte wie Las Vegas und Miami pulsieren in unvermittelter Lyrik und Prosa; die Beatgeneration, Jack Kerouac und Lawrence Ferlinghetti, klingen an in der Schönheit und Gewalt des Augenblicks.
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Die Schriftstellerin ist in Begleitung eines Fotografen, seine Momentaufnahmen epischer Landschaften wie nüchterner Zivilisation interagieren mit den Texten, ergeben mit dem Wort einen Roadtrip aus Farben, Formen, Natur und Kultur, die einander durchdringen.
Ein Kontinent zwischen amerikanischer Gegenwart und europäischer Vergangenheit, Aufschwung und Verfall entfaltet sich als Kaleidoskop aus Text und Bild, als lichtdurchzogenes Stimmungsbild zerbrechlicher sozialer Strukturen, als topografische Mythologie der Amerikas, als American apocalypse.
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"Der Titel evoziert Bilder von Chaos und Untergang im reichsten und mächtigsten Land der Welt, in dem über Jahrhunderte hinweg allen das Versprechen gegeben wurde, dass der amerikanische Traum von Glück, Aufstieg, Erfolg und Reichtum Wirklichkeit werden könne.
Die eindrucksvollen Bilder des Buches unterstreichen die Endzeitstimmung des Titels. ...Die Verse haben einen expressiven und zugleich ‚coolen‘ Ton, der aufmerken lässt. Sie enthalten sprachliche Bilder, die einen schockierenden Einblick in das Amerika geben, das man aus Filmen, eigenen Reisen oder aus Büchern zu kennen glaubt, und den Leser zu einem Sichtwechsel des Landes und seiner Bewohner zwingen. " Herbert Fuchs für Webcritic.de
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"Feimer und Poor reisen im Rhythmus der Beat-Poeten von Küste zu Küste, spontan und unstet. Sie nächtigen in Motels, die Übergangsquartiere für Gestrandete geworden sind, prekäre Zonen, in denen sie eine seltsame Normalität erleben, die letztlich Ausnahmezustand bleibt. ..Hier fühlt sich ihre Lyrik an wie Jazz: hitzig, sphärisch, frei, wechselnde Tempi, Deutsch und Englisch fließen ineinander – hier offenbaren sich ihre Bezüge zur Beat-Literatur. Die Worte flimmern in der Hitze Nevadas, sie tanzen in den Straßen Mexiko Citys am Tag der Toten, sie öffnen dunkle Himmel, in denen sich schon der nächste Hurrikan zusammenbraut. Stellenweise erinnert diese körperliche, alle Sinnesorgane ansprechende Lyrik an die Wucht von Pier Paolo Pasolinis Poesie, in der sich die Vergangenheit aus den Bildern der Gegenwart hebt. " Erwin Uhrmann für Hotlistblog
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"Die freien Verse bei Feimer korrespondieren durch ihre Assonanzen miteinander („das andere Amerika“ und „eine träge Masse“), die Metaphernsprache bedient sich Motive, die Bewegungen erzeugen („angesiedelt an Durchzugsorten“ und „in Richtung Hoffnungssuche fortbewegt“) bzw. Entfernungen vermessen („Himmel“ und „Körper unterhalb“), die bedichteten Phänomene sind hier überwiegend naturwissenschaftlich-mechanischer Ausprägung („Ort“, „Masse“, „Körper“ und „Richtung“), sie werden schließlich mittels Innerlichkeit, von einer Empfindung kontrastiert („Hoffnung“). Poors Fotografie im Eintrag zeigt ein Wellblechobjekt, vielleicht eine Versorgungshütte oder einen Lagercontainer. Am linken oberen Bildrand ist der Schriftzug „DUST“ auf das Objekt montiert, am rechten unteren Bildrand wächst ein wenig Grün aus dem Schotter. Doch gerade durch Text-Bild-Kombinationen wie diese entstehen die Assoziationsräume, die die Lesenden bannen. „Dust“ wird so zum Gedichttitel, das darin enthaltene „U.S.“ bietet sich dem Text unaufdringlich an, das Gelb des Blechobjekts kann Wüstenödnis assoziieren lassen. " Reinhard Lechner für Poesiegalerie